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Deutschlands jüngste Chefärztin: Mit Mut, Disziplin und Leidenschaft

Im Multicareer-Podcast erzählt Dr. Francesca Borlak, wie sie mit 31 Jahren Chefärztin zweier Kliniken wurde – über Mut, Verantwortung, Entstigmatisierung in der Suchtmedizin und warum Meinungen anderer uns nicht definieren.

Vom Traum zur Chefärztin

Mit 31 Jahren Chefärztin – das klingt nach einer Ausnahme. Für Dr. Francesca Borlak ist es Realität. Im aktuellen Multicareer-Podcast spricht sie mit Anja über ihren Weg an die Spitze zweier Fachkliniken für Suchtrehabilitation im Raum Freiburg und darüber, wie man auch in jungen Jahren Verantwortung übernehmen kann, ohne sich selbst zu verlieren.

Schon früh stand für Francesca fest: „Ich werde Ärztin. Es gibt keinen Plan B.“
Von Hannover über die Berliner Charité bis zurück in den Süden – ihr Karriereweg zeigt, wie Zielstrebigkeit, Fleiß und Leidenschaft auch gegen Widerstände führen können.

Von der Fünf in Mathe zur Chefärztin

„Ich bin in der siebten Klasse fast sitzengeblieben“, erzählt Francesca lachend. Heute leitet sie zwei Kliniken. Ihr Werdegang ist ein Beispiel dafür, dass Rückschläge kein Ende bedeuten – sondern oft der Anfang von Stärke sind.

Mit familiärer Unterstützung, klaren Zielen und viel Disziplin schaffte sie es Schritt für Schritt vom Abitur bis zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nur wenige Monate nach der Facharztprüfung wagte sie den Sprung in die Leitungsebene – ohne den klassischen Zwischenschritt über die Oberarztposition.

Verantwortung übernehmen – auch wenn’s keiner erwartet

Gerade in der Generation, in der Work-Life-Balance zum Leitbegriff geworden ist, wirkt eine junge Chefärztin fast wie ein Gegenentwurf. Francesca sieht das anders:

„In der Medizin trägst du vom ersten Tag an Verantwortung. Jeden Tag entscheidest du über Menschenleben – das prägt dich.“

Ihre Botschaft an junge Ärztinnen und Ärzte: Verantwortung ist nichts, wovor man zurückschrecken sollte. Sie ist erfüllend – und sie wächst mit einem.

Hier ist unser Karriere-Podcast für Menschen im Gesundheitswesen.
Bei uns geht es nicht (nur) um schnelle Tipps zum nächsten Job, sondern um ehrliche Gespräche über das, was bleibt und das, was sich verändern darf.
Zwischen Berufsrealität und Sinnfragen, Karrierewunsch und innerem Zweifel – dieser Podcast schenkt Orientierung, stärkt Haltung und erzählt Geschichten, die unter die Oberfläche gehen.

Suchtmedizin neu denken: Entstigmatisierung und Digitalisierung

Als Chefärztin legt Francesca großen Wert auf Entstigmatisierung von Suchterkrankungen.
Noch immer würden viele Menschen Abhängigkeit mit „Schuld“ verbinden, sagt sie.

„Wer suchtkrank ist, braucht Verständnis und Behandlung – kein Urteil.“

Darum setzt sie auf Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, auch über digitale Kanäle.
Instagram, Podcasts oder niedrigschwellige Online-Angebote können helfen, Betroffene zu erreichen, die den Weg in eine Klinik noch scheuen.
Denn nicht jeder schafft den ersten Schritt – aber fast jeder hat heute ein Smartphone.

In ihren Kliniken nutzt Francesca diese Möglichkeiten, um Informationen zu teilen, Vorurteile abzubauen und Menschen Mut zu machen.

Führung lernen – mit Coaching, Teamgeist und Krisenfestigkeit

Dass sie den klassischen Oberarzt-Zwischenschritt übersprungen hat, war anfangs eine Herausforderung. Unterstützung fand Francesca in einem externen Führungskräfte-Coaching – und in einem starken Team.

„Man wird auf so eine Position nicht vorbereitet“, sagt sie. „Aber wenn man zeigt, dass man Krisen souverän meistert, überzeugt man mit Taten statt Titeln.“
Learning by Doing, Offenheit und gegenseitiger Respekt seien die wichtigsten Zutaten für erfolgreiche Führung – gerade in einem sensiblen Bereich wie der Psychiatrie.

Balance finden zwischen Klinikalltag und Eigenfürsorge

Ein „typischer Tag“ existiert für Francesca kaum: Chefvisiten, Teamsitzungen, Berichte, Organisation.
Trotzdem bleibt sie ihrer Philosophie treu: Gesund führen heißt, gesund leben.

Ihr persönlicher Ausgleich? Bewegung und Sport.
„Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, runterzukommen – Bewegung hilft mir, die Gedanken zu sortieren.“

Sie lebt damit vor, was sie ihren Patientinnen rät: achtsam bleiben, Grenzen kennen, sich selbst ernst nehmen.

Die wichtigste Erkenntnis: Meinungen definieren uns nicht

Am Ende des Gesprächs teilt Francesca eine Lebensweisheit, die sie durch schwierige Phasen getragen hat:

„Die Meinungen anderer Menschen definieren uns nicht. Sie sind keine Fakten.“

Diese Haltung begleitet sie – als Ärztin, Führungskraft und Mensch.
Sie erinnert daran, dass Selbstvertrauen und Eigenverantwortung der Kern jeder Entwicklung sind – beruflich wie persönlich.

Fazit: Mut lohnt sich!

About the author

Anja Pötzsch
anja.poetzsch@multicareer.de